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Willkommen bei den schönen Büchern
Was schmerzt mehr: den Spuren der Traumata zu folgen, die die eigene Mutter einst erlitten hat, oder mitansehen zu müssen, wie sie alles vergisst?
Yuko Kuhn zeichnet mit Onigiri ein eindringliches Bild postmigrantischer Identität innerhalb einer deutsch-japanischen Familie. Weibliche Perspektive und die fragile Mutter-Tochter-Beziehung stehen im Fokus: verkrusteter Schmerz, der nie Worte fand, Alltagsrassismus, kulturelle Brüche und eine Kindheit zwischen schwerem Silberbesteck und bunten Essstäbchen. Dazu kommt die fortschreitende Demenz der Mutter – Kuhn zeigt, wie eng Erinnerung und das Vergessen miteinander verwoben sind, wie das stille Tragen von Leid über Generationen hinweg zugleich prägt, schützt… aber vor allem verletzt.
Onigiri ist für mich ein unglaublich lebensnaher und berührender Roman, der viele wichtige Dinge lehrt, egal in welcher kulturellen oder sprachlichen Konstellation man aufgewachsen ist.
Clara Blum unterstützt als Werkstudentin das Digitalteam der Büchergilde und hat soeben ihr Masterstudium der Komparatistik begonnen. Sie brennt für abgespacte Geschichten, die uns weit über den Tellerrand unseres Sonnensystems hinaus führen, liest für ihr Studium jedoch „Querbeet“ – und kann sich für genauso vieles begeistern.
– keines von der Stammtisch-Sorte, sondern ein philosophischer Kniff in einfachen Worten. Und genau darin liegt die Kunst. Die Art, große Gedanke so simpel und fast schon naiv zu formulieren, dass es einem wie Schuppen von den Augen fällt.
Dr. No war mein erster Everett, obwohl mir aufgrund der etlichen Lobeshymnen schon länger klar war, dass ich unbedingt mal eines seiner Bücher lesen muss. Ich bin sehr froh, dass ich es nun getan habe, und muss ich jetzt wohl auch seine anderen Bücher auf meine Liste setzten.
Der Roman erzählt von Superschurken und dem großen Plan, endlich nichts in die Finger zu bekommen. Mittendrin der kauzige Wissenschaftler Wala Kitu, samt einbeinigem Hund und seinem herrlich wundersamen Blick auf die Welt.
Tolle Unterhaltung, gutes Tempo und eine skurrile Referenz nach der anderen. Vom Schmunzeln zum Lachen und dann kommt man ins Grübeln – eine dicke Empfehlung für Dr. No!
Pascal Wandke unterstützt als Assistent den Geschäftsführer. Er liebt Bücher, kann sich aber nicht entscheiden, ob nun eher den Inhalt oder die Gestaltung. – „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust […].“
Nein, ich habe bei der Lektüre nicht geweint, nur fast. Dazu beigetragen hat die tröstliche Wärme und der wunderbar zärtliche Ton des Romans/Memoirs von Georgi Gospodinov: Der Gärtner und der Tod.
Gospodinov lässt uns die tiefe Verbundenheit zwischen Vater und Sohn spüren, auch wenn zu Zeiten des Sozialismus sicherlich Normen und Umgangsformen galten, die eher weniger mit Innigkeit und Wärme zu tun gehabt haben. Man konnte seine Liebe nicht unmittelbar zeigen, sie bleibt unausgesprochen. Und das merkt man auch während der letzten Begegnungen mit dem Vater im Garten. Die Liebe steckt im Garten, man spürt, dass die Gartenarbeit gegen den Tod gerichtet ist, sie beinhaltet die Idee der Wiedergeburt und damit der Unsterblichkeit, das gibt er so an seinen Sohn, seine Söhne, weiter.
Wir begegnen dem Vater außerdem in seinen eigenen Geschichten und Anekdoten, die er immer erzählte, um etwas zu relativieren, einzuordnen, um Situationen aufzulockern. Und genau so macht es nun der Sohn: Er schweift ab und lässt schöne Erinnerungen an sich herankommen, um sich immer wieder zu stärken und das Sterben und den Tod des Vaters auszuhalten. Das ist zutiefst tragisch und menschlich.
Nicole Duplois versucht, sich noch mehr Zeit fürs Lesen freizuhalten, und wirkt in der Herstellungsabteilung an verschiedenen Ecken und Enden mit.
In ihrer Sammlung Die blutige Kammer greift Angela Carter einige der bekanntesten Märchen auf, von Blaubart über Schneewittchen und Rotkäppchen bis hin zum Gestiefelten Kater. Sie schreibt die bekannten Geschichten jedoch nicht einfach nur um, sondern schnappt sich die Stofftraditionen in ihrem Kern und erzählt sie vollständig neu. Im Fokus stehen dabei vor allem Frauen, die – wenig überraschend – weit entfernt sind vom Ideal der Grimm’schen Märchenprinzessin. Sie nehmen ihr Schicksal in die Hand, ermächtigen sich ihrer selbst. Carters Märchenfrauen sind keine passiven Projektionsflächen für ein männliches Begehren, sondern übernehmen die Kontrolle über ihr Schicksal, vor allem aber über ihre Körper und die eigene Lust. Die blutige Kammer ist eine große Empfehlung für alle, die alte Geschichten neu entdecken möchten und Lust haben auf feministische Horrorliteratur.
Maria Voßhagen kümmert sich bei der Büchergilde um das E-Mail-Marketing und die redaktionelle Betreuung der Webseite.