Rudolf Seising, geboren 1961 in Duisburg, studierte Mathematik, Physik und Philosophie. Er promovierte in Wissenschaftstheorie und habilitierte sich für das Fach Geschichte der Naturwissenschaften. Seising forschte und lehrte europaweit zu Informatik, medizinischen Computerwissenschaften, Wissenschafts- und Technikgeschichte.
Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema künstliche Intelligenz (KI) und leitet seit Ende 2019 am Forschungsinstitut des Deutschen Museums in München das Projekt „IGGI“ (Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure) zur Geschichte der KI in der Bundesrepublik Deutschland. Er lebt in München.
Rudolf Seising
Es denkt nicht! Die vergessenen Geschichten der KI
Unterhaltsam und außerordentlich kenntnisreich entführt uns Rudolf Seising in die Geschichte von Informationsflüssen, Daten- und Gehirnströmen und künstlicher sowie nicht-künstlicher Intelligenz.
Fester Einband, zweifarbig geprägt, Lesebändchen, 160 Seiten, Gestaltung und Herstellung von GROOTHUIS.
18,00 € | NR 172348
Stephen Hawking
Kurze Antworten auf große Fragen
Wie fing alles an? Sind Zeitreisen möglich? Sollten wir das All besiedeln? In seinem letzten und persönlichsten Buch beantwortet Stephen Hawking die großen Fragen des menschlichen Lebens und spricht wichtige Themen unserer Zeit an.
19,00 € | NR 171260
David Christian
Big History
Die Geschichte der Welt - vom Urknall bis zur Zukunft der Menschheit
David Christian erläutert Atome, Sterne, die Erde und die Entstehung der Menschheit klar und
mitreißend in einer brillanten Synthese der Erkenntnisse aus Astronomie,
Biologie, Chemie und Physik. Mit einem Ausblick in die menschliche Zukunft.
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„Wieso halten wir Menschen uns für intelligenter als andere Lebewesen, und stimmt das überhaupt?“
Aus: Es denkt nicht! Die vergessenen Geschichten der KI, Rudolf Seising
Die Geschichte intelligenter Maschinen ist vor allem die Geschichte intelligenter Menschen: In Es denkt nicht! Die vergessenen Geschichten der KI nimmt Rudolf Seising seine Leser mit auf eine Reise in die Zukunft der Vergangenheit.
Ein Beitrag von Martin Kistner
Künstliche Intelligenz ist das große Faszinosum unserer Zeit. Die Vorstellung, einem Computer nicht nur das Denken beizubringen, sondern ihn uns das Denken auch abnehmen zu lassen, beflügelt Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und unsere persönliche Lebensrealität zugleich. Dabei ist eine ganz grundsätzliche Frage noch gar nicht endgültig beantwortet: Ist so etwas wie künstliche Intelligenz, also völlig von Menschenhand geschaffene, aber nicht mehr menschliche Intelligenz, überhaupt möglich? Unsere viel beschworene Fantasie vom Gehirn aus Schaltkreisen und Chips könnte unmöglich sein – und doch bald Realität werden. Aber machen wir uns etwas vor, wenn wir glauben, damit etwas zu erschaffen, das so intelligent wie der Mensch ist? Oder geht es am Ende auch gar nicht darum?
Dr. Rudolf Seising ist ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Wissenschaftsgeschichte. Als Leiter des Forschungsprojekts „IGGI – Ingenieur-Geist und Geistes-Ingenieure“ untersucht er am Deutschen Museum in München die Geschichte der künstlichen Intelligenz in der Bundesrepublik. In seinem Buch Es denkt nicht! Die vergessenen Geschichten der KI beschäftigt sich Seising mit der Möglichkeit künstlicher Intelligenz und holt bei der Spurensuche in ihrer Herkunftsgeschichte weit aus – lässt dabei aber weder interessierte LaiInnen noch echte MitdenkerInnen auf der Strecke, nicht zuletzt dank seiner spürbaren Freude daran, in die Zukunft zu spähen.
„Erreicht uns eine Nachricht, dann stehen wir vor Entscheidungen: Wie verstehen wir die Nachricht? Wie deuten wir sie? (...) Sich für eine Bedeutung zu entscheiden und gegebenenfalls auch für angemessene Reaktionen und Handlungen ist intelligent.“
Aus: Es denkt nicht! Die vergessenen Geschichten der KI, Rudolf Seising
Er beginnt bei der Definition vermeintlich einfacher Begriffe, mit denen wir um uns werfen, wenn wir über dieses Thema sprechen. Information, Daten, Intelligenz – wir haben viele Wörter für etwas, das für die längste Zeit gar nicht so genau definiert war. Laut Seising fing alles damit an, dass kluge Menschen auch über weite Distanzen miteinander kommunizieren wollten. Erst, wie Ende des 17. Jahrhunderts, mit Fernrohr und einem aus Strichen und Kommata bestehenden Alphabet, dann ein Jahrhundert später mit schwenkbaren Holzbalken, die die napoleonischen Armeetruppen innerhalb von Minuten über Hunderte Kilometer miteinander kommunizieren ließen. Über erste Experimente mit Strom und die Geburt des Morsecodes landen wir im boomenden Geschäft der Langstrecken-Kommunikation, nicht zuletzt beim Telefon.
Dadurch rücken Kommunikation und der Austausch von Information immer weiter in den Fokus der Wissenschaft: Wer versendet Nachrichten? Wer empfängt sie? Und warum können wir uns sicher sein, dass SenderIn und EmpfängerIn einander verstehen? Die damit eingeläutete Geburtsstundeder Informatik ist zunächst ein Gerangel um Erkenntnisse: Der Fortschritt auf dem Gebiet „denkender“ Maschinen macht auch HirnforscherInnen, PsychologInnen und PhilosophInnen auf diese aufmerksam. Denn: Obwohl sich führende InformatikerInnen zunächst dagegen wehren, wird bei der Arbeit an ersten neuronalen Netzwerken und vorsichtigen Versuchen, so etwas wie künstliche Intelligenz herzustellen, deutlich, dass andere Disziplinen dabei helfen können. Es wird klar: Um eine intelligente Maschine zu bauen, müssen wir auch den intelligenten Menschen verstehen.
Der Weg von der Frage, ob die Buchstabenfolge „B-a-l-l“ auch wirklich einen runden Spielgegenstand meint, bis zum Schachcomputer „Watson“, der in den 90er-Jahren medienwirksam Großmeister schlug, scheint lang. Doch Seising gelingt es dank seiner leicht verständlichen Darstellung, sehr komplexe Zusammenhänge zu beschreiben und so jeden Leser auf eine spannende Reise durch die Technikgeschichte mitzunehmen. Dabei geht es gar nicht darum, auf jede brennende Frage eine Antwort zu liefern, denn das kann nur die Zukunft – aber Seising zeigt jetzt schon mit großem Enthusiasmus, was in dieser Zukunft wichtig wird und wie wir dorthin kommen.
Zugegeben: Ein bisschen Interesse sollte man mitbringen. Auch die Bereitschaft, den einen oder anderen Satz zweimal zu lesen, um Seisings durchdachten Gedanken zu folgen, hilft. Aber so kommt man in einen unterhaltsamen wie cleveren Genuss, das faszinierende Thema KI geschichtlich einordnen, endlich besser verstehen und mitreden zu können.
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