Rüdiger Safranski, geboren 1945, studierte Philosophie, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte und arbeitet seit 1986 als freier Autor. Für sein in 26 Sprachen übersetztes Werk wurde er u. a. mit dem Thomas-Mann-Preis (2014), mit dem Ludwig-Börne-Preis (2017) und dem Deutschen Nationalpreis (2018) ausgezeichnet. Er lebt in Badenweiler.
Rüdiger Safranski
Geprägtes Leinen mit Schutzumschlag, Fadenheftung, farbiges Vorsatzpapier, Lesebändchen, 288 Seiten, Umschlaggestaltung von KOSMOS.
NR 173085 | € 24.00
Allein auf sich gestellt zu sein erleben einige Menschen als Unglück. Andere nehmen es als Herausforderung an, gegenüber der Gemeinschaft einen eigenen Standpunkt zu finden. Belastung oder Kultivierung der Individualität – zwischen diesen existenziellen Polen gab es immer wieder eindrucksvolle Versuche, einzeln zu sein. Rüdiger Safranski beginnt bei Michel de Montaigne und führt über Rousseau, Diderot, Kierkegaard, Stirner und Thoreau bis zur existenzialistischen Philosophie des 20. Jahrhunderts.
Rüdiger Safranski
Mit einem Vorwort des Autors, bedruckter fester Einband mit Schutzumschlag, Fadenheftung, Lesebändchen, Umschlaggestaltung von KOSMOS.
NR 171562 | € 26.00
Zum 250. Geburtstag Friedrich Hölderlins: Dies ist die Biografie eines Einzelgängers, der keinen Halt im Leben fand, obwohl er hingebungsvoll liebte und geliebt wurde. Friedrich Hölderlin lebte in zerreißenden Spannungen, unter denen er schließlich zusammenbrach. Erst das 20. Jahrhundert entdeckte seine tatsächliche Bedeutung, manche verklärten ihn sogar zu einem Mythos. Doch immer noch ist Friedrich Hölderlin der große Unbekannte unter den Klassikern der deutschen Literatur. Rüdiger Safranskis Biografie lädt auf bewundernswerte Weise dazu ein, sich dem Geheimnis Hölderlin zu nähern.
Jenny Odell
Geprägter fester Einband mit Schutzumschlag, farbiges Vorsatzpapier, Lesebändchen, 304 Seiten, Umschlaggestaltung von KOSMOS.
NR 172984 | € 22.00
Unsere Aufmerksamkeit stellt die wertvollste Ressource dar, über die wir verfügen. Im Effektgewitter kommerzieller Internetplattformen wie Facebook, Twitter, Instagram oder TikTok wird sie jedoch permanent überspannt. Jenny Odell plädiert daher eindrücklich für ein radikales Innehalten. Nur über bewusste Formen des Nichtstuns finden wir noch zu uns selbst. Gleichzeitig kann Nichtstun als Akt des politischen Widerstands verstanden werden, um der notorischen Selbst- und Naturzerstörung im Kapitalismus etwas entgegenzusetzen. Ein provokatives Buch, das dazu aufruft, unser Leben fernab von Effizienzdenken und Selbstoptimierung zurückzuerobern.
Wolfram Eilenberger
Bedruckter fester Einband mit Schutzumschlag, Lesebändchen, 404 Seiten, Umschlaggestaltung von KOSMOS.
172356 | € 23.00
Das Leben vierer außergewöhnlicher Frauen, die in einem dunklen Jahrzehnt eine neue Welt entwarfen: Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand. Inmitten der Wirren des Zweiten Weltkriegs legen sie als Flüchtlinge und Widerstandskämpferinnen, Verfemte und Erleuchtete das Fundament für eine wahrhaft freie, emanzipierte Gesellschaft. Im Angesicht der Katastrophe entwickeln die Philosophinnen ihre Ideen zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Mann und Frau, von Sex und Gender, von Freiheit und Totalitarismus, von Gott und Mensch. Ihre Existenzen erweisen sich als gelebte Philosophie und legen Zeugnis ab von der befreienden Kraft des Denkens.
EINE PHILOSOPHISCHE HERAUSFORDERUNG
Zwischen totalem Rückzug und medialer Selbstinszenierung: Rüdiger Safranski nähert sich dem Konstrukt des Einzeln sein anhand der Lebens- und Denkweisen bekannter Philosophinnen und Philosophen.
Ein Beitrag von Julia Schmitz
Jeder ist ein Einzelner. Aber nicht jeder ist damit einverstanden und bereit, etwas daraus zu machen.“ Einer der Sätze, die der Philosoph Rüdiger Safranski in Einzeln sein, seinem Streifzug durch die Philosophie der vergangenen Jahrhunderte, gleich zu Beginn formuliert, könnte in der aktuellen Zeit nicht passender sein. Die Pandemie hat mit ihren ganzen Regeln zu physischem Abstand und erzwungenem Rückzug dazu geführt, dass sich viele Menschen von heute auf morgen völlig allein auf ihrem Sofa sitzend wiederfanden. Alleinsein hat seine Vorteile, Einsamkeit hingegen ist oft nur schwer auszuhalten.
So mancher Philosoph hat diesen Zustand jedoch bewusst gesucht, indem er sich aus der Gesellschaft zurückzog und den Fokus bewusst auf sich selbst richtete. Auf welche Weise sie dies getan haben, untersucht Safranski in seinem neuen Buch, das er selbst als „philosophische Herausforderung“ untertitelt: Martin Luther, Jean-Jacques Rousseau, Søren Kierkegaard, Henry David Thoreau, Stefan George und Jean-Paul Sartre kommen unter anderem zu Wort. Mit Ricarda Huch und Hannah Ahrendt sind darüber hinaus immerhin zwei Frauen vertreten; auch wenn ihre Lebenswege in erster Linie über die Beziehung zu einem Mann – Richard Huch und Martin Heidegger – erzählt werden.
„Wer als Einzelner seine Eigenheit entdeckt und annimmt, möchte zwar sich selbst gehören, aber doch auch zugehörig bleiben.“
Aus: Einzeln sein von Rüdiger Safranski
Obwohl die erwähnten DenkerInnen zum Teil durch ganze Epochen getrennt waren, lassen sich in vielen Theorien Gemeinsamkeiten erkennen. Martin Luther, der das Christentum im 16. Jahrhundert dahingehend kritisierte, es verkomme zunehmend zu einer Massenveranstaltung, war überzeugt, den Glauben nur individuell wirklich ausleben zu können. Er ähnelt darin Søren Kierkegaard, der drei Jahrhunderte später argumentierte, das Christentum sei keine „Stammesreligion“ und die christliche Offenbarung richte sich allein an den Einzelnen.
Während für Luther und Kierkegaard die Vereinzelung untrennbar mit der Religion, aber nicht zwingend mit einer Abkehr von der Gesellschaft verbunden war, suchten Jean-Jacques Rousseau und Henry David Thoreau bewusst den Rückzug von dieser. Rousseau war überzeugt, man könne entweder nur ganz sich selbst oder aber der Gesellschaft gehören; seine Angst vor der Vereinnahmung durch das Außen war so groß, dass er sich lieber von anderen Menschen fernhielt. Auch Thoreau kehrte der Zivilisation zeitweilig den Rücken, als er sich für zwei Jahre in einer Holzhütte am Walden Pond in Massachusetts niederließ. Ihm ging es allerdings eher darum, herauszufinden, ob ein Leben in Autonomie und Autarkie möglich ist – heutzutage würde er vielleicht in einer Selbstversorger-Kommune auf dem Land leben und Mangold anbauen.
Safranski widmet den Denkerinnen und Denkern nach Epochen sortiert je ein biografisch-essayistisches Kapitel; in „Zwischenbetrachtungen“ fasst er ihre Kernaussagen zusammen und macht so die Entwicklung der gewollten Vereinzelung über die Jahrhunderte greifbar – auch wenn die Gegenwart trotz ihrer augenscheinlichen Parallelen weitgehend ausgespart wird. Wie können wir also unsere Individualität bewahren und trotzdem Teil einer Gemeinschaft bleiben? Einzeln sein ist kein Ratgeber, aber eine gelungene Anregung, um begleitet von bekannten PhilosophInnen den eigenen Platz in der Welt zu reflektieren.