Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat den ukrainischen Schriftsteller, Dichter, Übersetzer und Musiker Serhij Zhadan zum diesjährigen Träger des Friedenspreises gewählt.
In der Begründung der Jury heißt es:
"Wir ehren den ukrainischen Schriftsteller und Musiker für sein herausragendes künstlerisches Werk sowie für seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens hilft. In seinen Romanen, Essays, Gedichten und Songtexten führt uns Serhij Zhadan in eine Welt, die große Umbrüche erfahren hat und zugleich von der Tradition lebt. Seine Texte erzählen, wie Krieg und Zerstörung in diese Welt einziehen und die Menschen erschüttern. Dabei findet der Schriftsteller eine eigene Sprache, die uns eindringlich und differenziert vor Augen führt, was viele lange nicht sehen wollten. Nachdenklich und zuhörend, in poetischem und radikalem Ton erkundet Serhij Zhadan, wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchen, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen."
Zur Person
Serhij Zhadan gehört zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Geboren 1974 in Starobilsk im Gebiet Luhansk der (damaligen Sowjetrepublik) Ukraine, studierte Zhadan Literaturwissenschaft, Ukrainistik sowie Germanistik in Charkiw. 1996 promovierte er mit einer Arbeit zum ukrainischen Futurismus. Seit Anfang der 1990er Jahre prägt er die Kulturszene in Charkiw, organisiert Literatur- und Musikfestivals und veröffentlicht Romane, Gedichte, Erzählungen und Essays. Seit Besetzung der Krim 2014 engagiert er sich mit sozialen und kulturellen Projekten in der zum Teil von den prorussischen Separatisten besetzen Ostukraine. Mit Beginn des Einmarschs Russlands in die Ukraine Ende Februar 2022 leistet er verstärkt humanitäre Hilfe.
» Mehr über Serhij Zhadan erfahren
Zum Werk
In seinen literarischen Werken setzt sich Serhij Zhadan intensiv mit der postsowjetischen Umbruchszeit auseinander. Sie werden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erhalten viele Auszeichnungen wie den Brücke Berlin Literatur- und Übersetzerpreis und den Vasyl-Stus-Preis des ukrainischen PEN-Zentrums. Zhadan verfasst seine Texte auf Ukrainisch, er übersetzt aber auch Lyrik aus dem Deutschen, Englischen, Belarussischen und Russischen ins Ukrainische. Zudem schreibt er Songtexte für verschiedene Rockbands und ist seit 2007 Sänger der ukrainischen Band „Sobaki v kosmosi“ (deutsch: Hunde im Weltraum).
NR 601122 | 24.00 €
|
|
Serhij Zhadan, der literarische Feuerwerker, verwandelt in seinem Roman Die Erfindung des Jazz im Donbass (2012) das Industrierevier Donbass in eine fantastische Landschaft, wo Steppennomaden auf Geisterfahrt gehen und sich die Spur der geheimnisvollen amerikanischen Anarchistin und Jazzkomponistin Gloria Adams verliert.
Easy-Rider-Atmosphäre am Rande Europas: Hier wird der Traum von der Freiheit noch einmal ganz anders geträumt: als Suche nach Heimat inmitten der Grenzenlosigkeit. Die ukrainische BBC wählte den Text zum „Buch des Jahrzehnts“.
|
NR 601130 | 22.00 €
|
Zhadans Roman Internat (2018) erzählt eindrücklich vom Krieg im Donbass. Ein durch das Kriegsgebiet reisender Lehrer gerät im dichten Nebel immer wieder zwischen die Frontlinien und wird mit der Frage konfrontiert, ob man im Krieg neutral bleiben kann.
|
|
NR 601157 | 22.95 €
|
Romeo, zwanzig Jahre alt, ist zum Studium nach Charkiw gekommen. Staunend lauscht er den rhapsodischen Liebeserklärungen an die Stadt, mit denen seine Vermieterin ihn von täppischen Annäherungsversuchen abzubringen versucht. Ungläubig nimmt er ihre Sätze über den Krieg zur Kenntnis.
Zhadans Helden kämpfen gegen die Verfinsterung ihres Lebens in der Ukraine. Sie sind Rebellen der Existenz. Und vor dem Hintergrund des Krieges ringen sie um ihre Liebe, um ein mutiges, freies Verhältnis zueinander und um die eine Geschichte, die irgendwann alle über dieses Chaos erzählen werden. Mesopotamien (2015) ist Serhij Zhadans leidenschaftliche Liebeserklärung an seine Heimat.
|
|
NR 601149 | 16.95 € |
"Schlimm ist es zu sehen, wie Geschichte entsteht."
Seit Sommer 2014 notiert Serhij Zhadan, was ihm auf seinen Reisen ins ostukrainische Kriegsgebiet widerfährt. Es sind lyrische Momentaufnahmen, die das Essentielle jäh aufscheinen lassen, Kürzestgeschichten über Menschen, die plötzlich auf zwei verfeindeten Seiten stehen oder nicht mehr wissen, wo sie hingehören und was aus ihnen werden soll. Wenige Strophen vermitteln etwas von der Tragödie Millionen Einzelner.
In den lakonischen Versen in Warum ich nicht im Netz bin (2016) ist die Bedeutung Brechts spürbar, dessen Lyrik Zhadan seit der ukrainischen Revolution übersetzt.
|
Zum Preis
Seit 1950 verleiht der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die
Berufsorganisation der Verlage und Buchhandlungen in der Bundesrepublik
Deutschland, den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er ist mit
einer Preissumme von 25.000 Euro verbunden, die von den Verlegern und
Buchhändlern aufgebracht wird. Im Friedenspreis wird die Verpflichtung
des Buchhandels, mit seiner Arbeit der Völkerverständigung zu dienen,
sichtbar.
Auch im Programm der Büchergilde haben die Werke der Friedenspreisträgerinnen und Friedenspreisträger traditionell einen wichtigen Platz. Hier haben wir für Sie noch lieferbare Titel zusammengestellt.
» Mehr FriedenspreisträgerInnen im Programm der Büchergilde entdecken