Gottfried August Bürger; Gustave Doré (Illustrator)
Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer
„Manche Reisende sind bisweilen imstande, mehr zu behaupten, als genau genommen wahr sein mag. Daher ist es denn kein Wunder, wenn Leser oder Zuhörer ein wenig zum Unglauben geneigt werden. Sollten indessen einige von der Gesellschaft an meiner Wahrhaftigkeit zweifeln, so muß ich sie wegen ihrer Ungläubigkeit herzlich bemitleiden …“ Wahr ist: Vor 300 Jahren, im Mai 1720, wurde Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen geboren. In Zeiten von Fake News kommt der Lügenbaron fast harmlos daher. Aber deswegen nicht weniger vergnüglich, auch dank der lustvollen Illustrationen von Gustave Doré.
26,00 €
Bestellnr. 171074
Nacherzählt von Gottfried August Bürger, mit Holzstichen von Gustave Doré, mit einem Nachwort von Reinald Grebe, geprägtes Leinen, 208 Seiten, Buchgestaltung von Cosima Schneider.
Gottfried August Bürger; Gustave Doré (Illustrator)
Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer, Vorzugsausgabe
128,00 €
Bestellnr. 171082
Limitierte Vorzugsausgabe mit einer Grafik und Text von Henning Wagenbreth, signiert und nummeriert, im Schuber, Auflage: 120 Exemplare.
Gustave Doré (Illustrator); Cosima Schneider (Hrsg.); Lukas Gedziorowski
Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720 – 1797) ist heute nur noch als „Lügenbaron“ bekannt, als Erzähler phantastischer und unglaublicher Geschichten. Aus seinen Memoiren, die zu seinem 300. Geburtstag aufgetaucht sind, geht nun hervor: Seine Geschichte muss umgeschrieben werden. Endlich erfahren wir über Münchhausen aus erster Hand die Wahrheit – und nichts als die Wahrheit.
18,00 €
Bestellnr. 304482
Illustration von Gustave Doré, zweifarbig bedruckter Bilderbogen, Format 67 x 96 cm, im Schuber (Format 34 x 24 cm), mit einem Aufkleber verschlossen.
Die Lügengeschichten von Baron Münchhausen erscheinen bei der Büchergilde in einer Neuauflage. Der von Gustave Doré illustrierte Klassiker wird durch das Nachwort des Kabarettisten und Theatermanns Rainald Grebe in ein neues Licht gerückt.
Von Hendrikje Hüneke
Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer sind so sehr in unser kollektives Gedächtnis übergegangen, dass wir selbst kaum mit Sicherheit sagen können, ob wir sie schon einmal gelesen haben oder nicht. Ich würde behaupten wollen, dass nicht nur die Geschichte vom fliegenden Baron auf der Kanonenkugel jedem ein Begriff ist, sondern dass viele dabei auch den vom Künstler Gustave Doré illustrierten Münchhausen vor Augen haben. Mindestens haben aber die Bildideen des französischen Künstlers in den Interpretationen späterer Illustratoren weitergelebt.
Münchhausen, der lange Lulatsch mit dem dünnen Zopf – dieses Bild hat Gustave Doré geprägt
Dorés Münchhausen ist ein langer Lulatsch, der sich und sein Pferd an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zieht, der im Bauch eines Riesenfisches überlebt oder im Erdinnern mit Venus persönlich flirtet, um vom eifersüchtigen Vulkan hochkant hinaus- und auf die andere Seite der Erde befördert zu werden. Der lockere Charakter der Illustrationen unterstützt den Charme des Barons, der bei seinen Heldentaten wenig herrschaftlich daherkommt, sondern sich am liebsten in der Rolle des Abenteurers und Draufgängers sieht. Dem schlaksigen Kerl mit seinen flatternden Rockschößen und dem dünnen Zopf traut man keine Heldentaten zu – umso komischer wirken seine Geschichten.
Gustave Doré (1832–1883) hat als Buchillustrator viele namhafte Werke illustriert und ist besonders berühmt für seine Grafiken in der bekanntesten Bibelausgabe des 19. Jahrhunderts. So detailreich, dramatisch und – in ihrer Ernsthaftigkeit – steif die Bibelillustrationen sind, so komisch, karikaturhaft und leicht sind die Illustrationen zu Münchhausen. Allein diese Bandbreite lässt keinen Zweifel daran, welch ein Virtuose Doré in seinem Fach gewesen ist.
Dem schlaksigen Kerl mit seinen flatternden Rockschößen und dem dünnen Zopf traut man keine Heldentaten zu – umso komischer wirken seine Geschichten
In Frankreich zählte Doré zu den Hauptmeistern der Drucktechnik des Holzstichs, mit dem auch die Münchhausen-Grafiken entstanden sind. Wie der Holzschnitt ist auch der Holzstich ein Hochdruckverfahren, bei dem die erhabenen Bereiche eingefärbt und gedruckt werden. Mit komplexen Schraffuren können Grauwerte und Lichteffekte wie bei einem Gemälde erzeugt werden. Der Bildcharakter der Technik ist eher dem Kupferstich verwandt, als Hochdruck aber mit dem Schriftsatz kompatibel und daher für die Buchillustration von großer Bedeutung gewesen. Zu den Münchhausen-Bildern lieferte Doré die Entwürfe, zeichnete zum Teil direkt auf den Druckstock und beauftragte die Holzschneider Pisan und Pannemaker mit der Umsetzung als Holzstich. Die Abbildungen reichen von kleinen Vignetten bis hin zu ganzseitigen Grafiken, wobei insbesondere bei den Vignetten der lockere Schwung der Handzeichnung erhalten ist.
Auch die Entstehungsgeschichte des Buches ist spektakulär und bei den heutigen Urheberrechtsbestimmungen kaum mehr denkbar: Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer ist 1786 auf Deutsch durch Gottfried August Bürger veröffentlicht worden, der die Geschichten nicht nur aus dem Englischen übertragen, sondern auch inhaltlich verändert und erweitert hatte. Zuvor waren sie auf Englisch von Rudolf Erich Raspe aufgeschrieben und 1785 in England veröffentlicht worden. Aber auch Raspe hat sie nicht erfunden, sondern war Gast bei dem adligen Karl Friedrich Hieronymus von Münchhausen, hatte ihm bei Jagdgesellschaften an heiteren Abenden zugehört und dessen Anekdoten aus der Erinnerung heraus niedergeschrieben. Karl Friedrich Hieronymus von Münchhausen wiederum hatte sich ebenfalls der Erzählungen anderer bedient, denn er verstand es, Geschichten aus dem Volksmund in seine eigenen Jagd- und Reiseerlebnisse einzubinden, sodass die Grenze zwischen Wahrheit und Dichtung für seine Zuhörer kaum zu erkennen war.
1866 erschien die von Gustave Doré illustrierte französische Veröffentlichung von Münchhausens Lügengeschichten. Viele Ausgaben folgten, und nicht immer waren alle Grafiken der Erstausgabe enthalten. So auch bei der 1954 erschienenen Variante des Buches in der Büchergilde Gutenberg, die nun neu aufgelegt wird. Jene Illustrationen Dorés, die nicht in dieser Ausgabe enthalten sind, haben einen anderen Platz im aktuellen Programm der Büchergilde gefunden: im BÜCHERGILDE BILDERBOGEN № 2. Mit dem Bilderbogen wird ein Format wiederbelebt, das im 18. und 19. Jahrhundert der Verbreitung von informativen oder auch unterhaltsamen Nachrichten diente, eine Art Vorläufer der Illustrierten, von fahrenden Händlern präsentiert und verkauft. Der BÜCHERGILDE BILDERBOGEN № 2 setzt die Tradition des Fabulierens, die im Münchhausen angelegt ist, mit einem Text von Lukas Gedziorowski weiter fort. Der Illustrator Henning Wagenbreth hat nun in der Vorzugsausgabe dieses Buches das 18. Kapitel zum Münchhausen-Kanon ergänzt – mit viel Spaß am Erdichten und Fabulieren.
Wie gehen wir mit der Lüge um? Die komischen Flunkereien laden ein zur Reflexion
„Ein Freibrief fürs Dazuerfinden“ sei das Thema, schreibt auch der Kabarettist, Liedermacher und Theatermann Rainald Grebe in seinem pfiffigen, aber auch durchaus nachdenklich gestimmten Nachwort zur Neuauflage. Nicht ohne Grund hat er sich den Baron Münchhausen als Schlüsselfigur für sein neues Bühnenprogramm gewählt. Die episodenhaften Geschichten laden geradezu zum Weiterspinnen, Neuerfinden und Ergänzen ein. Münchhausen als Thema anzugehen ist aber auch ein Weg, zu thematisieren, was uns aktuell am meisten auf den Nägeln brennt: der Umgang mit der Lüge. Denn wo Dichtung ihren naiven Rahmen verlässt, wird sie zur Lüge. Das Fabulieren, das Prahlen, Übertreiben und Erfinden gehört bekanntermaßen nicht nur zu Abendgesellschaften nach der Jagd oder auf die Bühne. Es gehört auch zu manch einem Streitgespräch am Kneipentresen – schon da kann es auch mal politisch werden – und leider sogar zu ernsthaften Auseinandersetzungen in der Politik.
Wie Rainald Grebe bedauernd feststellt, ist dem historischen Baron Münchhausen seine Neigung zum Fabulieren auf die Füße gefallen, als seine zweite Frau sich von ihm scheiden lassen wollte und der Anwalt das inzwischen veröffentlichte Buch mit seinen Lügengeschichten als Nachweis für seine mangelnde Vertrauenswürdigkeit heranzog. Hier bedauert man den armen Tor. Wären doch alle Lügen so leicht als solche zu erkennen wie die fantastischen Flunkereien des Barons!
Hendrikje Hüneke ist Kunsthistorikerin mit einer besonderen Vorliebe für Kunstbücher, Kunst im Buch und Buchkunst.
Cosima Schneider, Herstellungsleitung der Büchergilde und Herausgeberin des Büchergilde Bilderbogen berichtet in diesem Video, wie die Büchergilde zu Münchhausens Memoiren kam, wie der Bilderbogen mit dem illustrierten Buch "Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer" zusammenhängt und wie nachhaltig der Bilderbogen ist: