Ausgabe Matthes & Seitz. Fester Einband, 278 Seiten.
Preis für Mitglieder 25,00 €
Artikelnummer:
600878
Erschienen:
2021
Heike Behrend studiert Ethnologie in den politisch bewegten Sechzigerjahren; ihre erste Feldforschung führt sie Ende der Siebzigerjahre in die keniani schen Tugenberge; Mitte der Achtzigerjahre begibt sie sich auf die Spuren der HolySpiritBewegung im Norden Ugandas. Während der AidsEpidemie arbeitet sie über die katholische Kirche in Westuganda, und schließlich erforscht sie an der kenianischen Küste die lokalen Praktiken von Straßenfotografen und Fotostudios. Diese Autobiografie der ethnografischen Forschung erzählt keine heroische Erfolgsgeschichte, sondern berichtet von dem, was in den herkömmlichen Ethnografien meist ausgeschlossen wird – die unheroischen Verstrickungen und die kulturellen Missverständnisse, die Konflikte, Fehlleistungen sowie Situationen des Scheiterns in der Fremde. So lädt dieses Buch zu einem freimütigen Blick auf die Ethnologie als Poetik sozialer Beziehungen ein. In den wenig schmeichelhaften Namen – "Affe", "Närrin" oder "Kannibale" –, die der Ethnologin in Afrika gegeben wurden, wird sie mit fremder Fremderfahrung konfrontiert und muss sich fragen, welche Wahrheit diese Bezeichnungen zum Ausdruck bringen, welche koloniale Geschichte sie erzählen und welche Kritik sie an ihrer Person und Arbeit üben. Mit dem Bericht über vier ethnografische Forschungen in Kenia und Uganda in einem Zeitraum von fast fünfzig Jahren reflektiert Heike Behrend auch die Fachgeschichte der Ethnologie und die Veränderungen des Machtgefüges zwischen den Forschenden und den Erforschten, die sie am eigenen Leib erfährt.
Kommentar von Wolfgang Beywl (27.12.2021)
„Zu Recht verdient: der Sachbuchpreis 2021. Das Highlight ist der 1. der vier Teile – aus der Perspektive der jungen ungestümen Heike Behrend berichtet sie von ihren Aufenthalten in den Tugenbergen, einer damals noch abgelegenen Region in Nordwesten Kenias. Das Packende in diesen und weiteren Teilen ist die Reflexion ihrer Rolle als doch immer dem jeweiligen Mainstream der Ethnologie verbundene westliche Akademikerin. Teile 3 (Rolle der katholischen Kirche in einem post-aidsgeplagten Uganda) und 4 die auf einen Clash herauslaufende Freundschaft mit den Likoni-Fotografen Mombasas haben ebenfalls Turnpager-Qualitäten. Hätte ich einen Wunsch übrige: einige Fachbegriffe im Mini-Glossar erklärt, wie akephal oder pagan, so dass man sich den Blick in Wikipedia sparen könnte.”