Mit einem Nachwort von Jenny Williams, bedrucktes Leinen, Lesebändchen, Einbandgestaltung von Franziska Neubert.
Preis für Mitglieder 24,00 €
Artikelnummer:
171511
Erschienen:
2020
Falladas großer Roman, von allen politischen Eingriffen befreit – erstmals mit dem ursprünglichen Schluss. Berlin 1914–1924: Der Betrieb des Kutschers Gustav Hackendahl kann neben der Automobil-Konkurrenz nicht bestehen. Er setzt trotzig einen Traum in die Tat um – eine letzte Reise mit der Droschke von Berlin nach Paris ... Nationalsozialistische Vorgaben zwangen Fallada, den Schluss der Erstausgabe des Eisernen Gustav (1938) zu ändern. Auch in der 1962 rekonstruierten Fassung fehlen Passagen des Originaltexts, offenbar widersprachen sie den Vorgaben in der DDR. Jetzt erscheint der Roman so, wie ihn sein Verfasser gewollt hatte – mit rund 30 Seiten mehr Text.
Kommentar von Nebbich (09.12.2019)
„Na das klingt ja schön reißerisch bei Ihnen: "Auch in der 1962 rekonstruierten Fassung fehlen Passagen des Originaltexts, offenbar widersprachen sie den Vorgaben in der DDR." Jens Bisky hingegen schreibt zum aktuellen Gustav-Buch: "...aber Falladas Roman blieb präsent, jedoch ohne „Nazi-Schwanz“, wie der Autor sein neues Ende nannte. Es fehlte in einer zu Tode lektorierten Neuausgabe, die in den Fünfzigern in der Bundesrepublik erschien. Es fehlte auch in der sorgsam lektorierten Ausgabe, die Günter Caspar für den Ost-Berliner Aufbau-Verlag erarbeitete, wo sie 1962 erschien." – was ja schon wesentlich differenzierter als Ihre Beschreibung klingt – und dann gab’s ja auch noch diesen ’50er-Jahre-Film, für den ja wohl recht großzügig zensiert, äh gekürzt wurde. Aber das waren wahrscheinlich keine politischen Gründe...”
Kommentar von Martin Drees (11.04.2020)
„Wer den Eisernen Gustav auf das vergleichsweise unbedeutende Kapitel der Droschkenfahrt nach Paris reduziert, wird diesem fantastischen Werk Falladas nicht gerecht. Verpackt in eine spannende Familiengeschichte zeichnet Fallada ein differenziertes Bild der deutschen Gesellschaft vom wilhelminischen Militarismus bis zu den Widersprüchen der Weimarer Republik. Zahlreiche biografische Elemente vermitteln einen tiefen Einblick in das Leben des Autors und seiner Zeit. Viele Passagen lassen zudem den Leser über Parallelen zur heutigen Zeit staunen. Unbedingt lesenswert!”
Kommentar von khs (09.10.2020)
„Wer Fallada liebt und schätzt, kommt nicht um den Gustav rum. Ein unglaubliches Werk. Tiefgründig, sensibel, witzig und auch traurig. Einfühlsame Charaktere. Ein Dokument der Zeitgeschichte.”
Kommentar von Peter Schwenzer (02.01.2021)
„Der Roman vermittelt sehr gut das Leben in den letzten Jahren des Kaiserreichs, die Probleme des wirtschaftlichen Wandels (hier von der Droschke zum Automobil), den Generationenkonflikt, eine Welt, die man heute kaum noch nachempfinden kann, deren Wandel aber vergleichbar ist mit heute. Wie auch in "Ein Mann will hinauf" oder "Kleiner Mann, was nun?" versteht es Fallada, den Leser in seine Welt eintauchen zu lassen. Er zeigt die Probleme, denen sich die normalen Menschen in jener Zeit ausgesetzt sahen. Vor allem ist es eine Welt, die heute wegzensiert und tabuisiert wird, denn sie paßt nicht in das falsche Bild der deutschen Geschichte, die man durch Geschichtsklitterung umzuschreiben trachtet. Schon deshalb ist das Werk Falladas vor allem den neuen Generationen zu empfehlen, die so gar keine Vorstellung von jenen Zeiten haben. Man erkennt auch, daß Revolution oder Umsturz nur Unheil bringen. Leider gibt es heute zu viele junge Politiker, die meinen, alte Fehler wieder von Neuem machen zu müssen.”