Aus dem Englischen von Thomas Mohr, Flexcover, Kopffarbschnitt, Lesebändchen, 312 Seiten, Buchgestaltung von Cosima Schneider und Clara Scheffler.
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Artikelnummer:
17362X
Erschienen:
2022
Literatur aus Südafrika
Das Versprechen erzählt vom zunehmenden Zerfall einer weißen südafrikanischen Familie, die auf einer Farm außerhalb Pretorias lebt. Die Swarts versammeln sich zur Beerdigung ihrer Mutter Rachel, die mit vierzig an Krebs stirbt. Die jüngere Generation, Anton und Amor, verabscheuen alles, wofür die Familie steht - nicht zuletzt das gescheiterte Versprechen an die schwarze Frau, die ihr ganzes Leben für sie gearbeitet hat. Nach jahrelangem Dienst wurde Salome ein eigenes Haus, eigenes Land versprochen ... doch irgendwie bleibt dieses Versprechen mit jedem Jahrzehnt, das vergeht, unerfüllt.
Mit großer erzählerischer Kraft und nah an den Personen schildert Damon Galgut eine Familiengeschichte, die sich über dreißig Jahre des politischen Umbruchs in Südafrika erstreckt - von der Apartheid bis hin zur Demokratie. Während sich das Land von den alten tiefen Spaltungen zu einer neuen, gerechteren Gesellschaft hin bewegt, schwebt über allem die Frage: Wie viel Verbitterung, wie viel Erneuerung, wie viel Hoffnung bleiben?
Für Sie ausgewählt für den Büchergilde-Weltempfänger!
Liebe Leserin, lieber Leser, mit Das Versprechen von Damon Galgut haben wir nach Aufbrechen von Tsitsi Dangarembga den zweiten Roman eines/r afrikanischen Autors/Autorin für die Reihe Büchergilde Weltempfänger ausgewählt. Und das aus voller Überzeugung! In Südafrika ging es nach dem Ende der Apartheid darum, eine gerechtere Gesellschaft aufzubauen. Doch wie die weiße Farmersfamilie Swart mit dem Verlust ihrer Privilegien umging, das schildert Galgut mit großer sprachlicher Wucht und oft gnadenlos gegenüber seinen Figuren. Gesellschaftliche Umbrüche erfordern Mut und offenbaren schonungslos menschliche Schwächen. Ein großartiger Roman, der uns viel über Südafrika erzählt – und auch über uns selbst.
Corinna Santa Cruz
Lektorin und Kuratorin der Reihe Büchergilde Weltempfänger (in Kooperation mit Litprom e.V.)
Der Globus geht auf Sendung! Entdecken Sie mit der Reihe Büchergilde Weltempfänger Literatur aus Asien, Afrika, Lateinamerika und der arabischen Welt. Ausgewählt von der Büchergilde Gutenberg und Litprom e. V.
Kommentar von kingofmusic (01.04.2022)
„Ungewöhnlich, aber gerade deshalb überragend „Das Leben ist keine symmetrisch angeordnete Reihe von Wagenlampen; das Leben ist ein leuchtender Nimbus, eine halbdurchsichtige Hülle, die uns vom Anfang unseres Bewusstseins an bis zum Ende umgibt.“ (Virginia Woolf) Irgendwie musste ich während der Lektüre von Damon Galgut´s Debütroman, der (so viel vorab) völlig zu Recht mit dem „Booker“-Preis 2021 ausgezeichnet wurde und in der Übersetzung von Thomas Mohr im Luchterhand Literaturverlag erschienen ist, immer an eine der Meisterinnen des sogenannten Bewusstseinsstroms denken; soviel zum Bezug zum einleitenden Zitat. Zwar folgen die Leserinnen und Leser in „Das Versprechen“ der Familie Swart über einen Zeitraum von ungefähr 40 Jahren (und nicht nur einen Tag), aber eine „auserzählte“ Geschichte ist es trotzdem nicht; Damon Galgut überlässt viel der Phantasie der geneigten Leserschaft und bringt den einen oder die andere dazu, die im Buch angesprochenen Themen (Geschichte Südafrikas) näher zu recherchieren, auch wenn es für den Verlauf der Geschichte um ein auf dem Totenbett gegebenes Versprechen nicht zwingend von Relevanz ist. Recht schnell (spätestens während oder nach dem zweiten Abschnitt) weiß man als Leser, für was die den vier Abschnitten vorangestellten Namen stehen. Ich verrate es an dieser Stelle nicht. Tatsache ist jedoch, dass Herr Galgut mit den Personen der Familie Swart nicht zimperlich umgeht und sie mit all ihren Macken, Ecken und Kanten präsentiert. Dazu reicht er eine fette Portion Sarkasmus und auch die ein oder andere (tragische) Situationskomik. Manchmal möchte einem das Lachen am liebsten im Hals stecken bleiben, aber so ganz gelingt es nicht ha ha ha. Neben den Swarts sind die eigentlichen „Helden“ der Geschichte allerdings Rand- und Nebenfiguren sowie Beobachtungen von (ungewöhnlichen) Handlungen und Orten. So begleiten wir etwa herumstreunende Schakale, lernen kurzzeitig einen Obdachlosen namens Bob kennen (den man unweigerlich ins Herz schließt) oder gucken einem Mitarbeiter eines Krematoriums über die Schulter. Das alles wird in einem zunächst unübersichtlich anmutendem „Strom“ präsentiert (und das auch noch ohne „wörtliche Rede“!). Doch hat man sich an die ungewöhnliche Art gewöhnt (direkte Ansprache der Leserschaft, Selbstironie des Erzählers, wechselnde Perspektiven von Satz zu Satz (auch hier eine Gemeinsamkeit mit „Mrs. Dalloway) und dem Einbau von Geisterperspektiven), bleibt unterm Strich ein überragender Roman, dem man bei wiederholter Lektüre garantiert noch mehr „entlocken“ kann. Ganz klar eines der Highlights in diesem Jahr – so viel steht schon mal fest! Glasklare Leseempfehlung und verdiente 5*! ©kingofmusic”
Kommentar von Kaiser (30.10.2022)
„”
“Der Roman nötigt einem schon nach wenigen Seiten Bewunderung dafür ab, mit welcher Souveränität und Leichtigkeit hier der Sog erzeugt wird, Perspektiven wechseln und sich dabei jedes Mal ein ganz eigener, neuer Ausschnitt der Welt zeigt”
Adam Soboczynski - DIE ZEIT
“Damon Galgut ist mit J. M. Coetzee der herausragende Vertreter der weißen südafrikanischen Literatur, mit ähnlicher Lust an der bitteren Satire.”
Verena Lueken - Frankfurter Allgemeine Zeitung
“Wie durch eine Kameralinse folgt man dem Blick des allwissenden Erzählers, der beständig am Objektiv dreht, um die komplexe Wirklichkeit Afrikas einzufangen.”
Thomas Hummitzsch - Der Freitag
“Der Roman entfaltet nicht nur sprachlich eine große Wucht und einen unwiderstehlichen Sog. Hier steckt alles drin: Schicksal, Tod, Verlust bis hin zu einer Art Katharsis am Schluss, die einen Funken Hoffnung lässt.”
Dorothea Westphal - Deutschlandfunk Kultur