Zu: Lutz Seiler, Stern 111
Guten Tag, also, ich finde den Buchumschlag des Roman für sich nicht schlecht - aber warum musste es ein Auto sein, wo es doch um ein Radio geht? Das wird dann für mich zu einem "Fehlgriff". Eine gute Zeit und Gesundheit wünscht Heinz Bossert
Bewertung:
Kommentar von Stefan Reeg | 24.03.2021
Ich hatte mich gefreut, einen weiteren Roman von L Seiler (nach Kruso und seinem Hiddensee-Abgesang auf die DDR) ein neues Buch zu lesen. Der Klappentext klang vielversprechend - die Rezensenten überschlugen sich vor Lob, was sollte also schiefgehen. Es ist die parallel - und gleichzeitig diametral gegenläufige - Geschichte von Carl und seinen Eltern - als sich mit dem 9. November 1989 die Grenzen zwischen Ost und West öffneten. Die Eltern "machten rüber", mit einem ganz festen Ziel (welches ich nicht verrate) und Carl sollte in der DDR (oder was noch übrig war) bleiben - die Nachhut bilden, das Erbe verwalten. Aber Carl hatte die Faxen dicke und fuhr mit dem elterlichen Shiguli nach Berlin und landete dirt in der Hausbesetzer-Szene vom Prenzlauer Berg. Dort irrlichtert er herum, zwischen besetzten Häusern, zwischen Selbstzweifeln, zwischen seiner Freundin und anderen Hausbesetzern. Es gibt eine ähnliche Zweierkonstellation wie in "Kruso" zwischen einem Wissenden und einem Suchenden - Carl ist hier der Suchende und das wird weidlichst ausgebreitet. Sogar Kruso und sein russischer Vater tauchen in der Rykestrasse auf. Es ist eine wiederholte Sinnsuche - mit vielen Gesprächen zwischen Carl und dem "Hirten" - was sich sehr dem Setting zwischen Ed und Kruso ähnelt. Das gilt auch für den Schluss, wo alles praktisch auseinandergedriftet ist, da Hausbesetzer entweder einen Mietvertrag haben oder in einem schwarzen Loch verschwunden sind. Irgendwie alles ein "Déjà-vu", was mich nicht so recht überzeugen konnte. Allerdings: wer Kruso nicht kennt, wird vielleicht die Schilderung der wilden Wendejahren in Ostberlin mögen.
Bewertung:
Kommentar von Stefan Reeg | 02.04.2021
Noch eine Bemerkung zu H
Bossert und zum Buchumschlag: Der Protagonist kurvt mit dem Shiguli seiner
Eltern durch Berlin - und der Stern 111 spielt ebenfalls eine wichtige, aber
eine ganz andere Rolle! Also: der Umschlag passt, wie ich finde, sehr gut!
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Kommentar von Heinz Bossert | 22.12.2020
Zu: Lutz Seiler, Stern 111
Guten Tag, also, ich finde den Buchumschlag des Roman für sich nicht schlecht - aber warum musste es ein Auto sein, wo es doch um ein Radio geht? Das wird dann für mich zu einem "Fehlgriff". Eine gute Zeit und Gesundheit wünscht Heinz Bossert
Kommentar von Stefan Reeg | 24.03.2021
Ich hatte mich gefreut, einen weiteren Roman von L Seiler (nach Kruso und seinem Hiddensee-Abgesang auf die DDR) ein neues Buch zu lesen. Der Klappentext klang vielversprechend - die Rezensenten überschlugen sich vor Lob, was sollte also schiefgehen. Es ist die parallel - und gleichzeitig diametral gegenläufige - Geschichte von Carl und seinen Eltern - als sich mit dem 9. November 1989 die Grenzen zwischen Ost und West öffneten. Die Eltern "machten rüber", mit einem ganz festen Ziel (welches ich nicht verrate) und Carl sollte in der DDR (oder was noch übrig war) bleiben - die Nachhut bilden, das Erbe verwalten. Aber Carl hatte die Faxen dicke und fuhr mit dem elterlichen Shiguli nach Berlin und landete dirt in der Hausbesetzer-Szene vom Prenzlauer Berg. Dort irrlichtert er herum, zwischen besetzten Häusern, zwischen Selbstzweifeln, zwischen seiner Freundin und anderen Hausbesetzern. Es gibt eine ähnliche Zweierkonstellation wie in "Kruso" zwischen einem Wissenden und einem Suchenden - Carl ist hier der Suchende und das wird weidlichst ausgebreitet. Sogar Kruso und sein russischer Vater tauchen in der Rykestrasse auf. Es ist eine wiederholte Sinnsuche - mit vielen Gesprächen zwischen Carl und dem "Hirten" - was sich sehr dem Setting zwischen Ed und Kruso ähnelt. Das gilt auch für den Schluss, wo alles praktisch auseinandergedriftet ist, da Hausbesetzer entweder einen Mietvertrag haben oder in einem schwarzen Loch verschwunden sind. Irgendwie alles ein "Déjà-vu", was mich nicht so recht überzeugen konnte. Allerdings: wer Kruso nicht kennt, wird vielleicht die Schilderung der wilden Wendejahren in Ostberlin mögen.
Kommentar von Stefan Reeg | 02.04.2021
Noch eine Bemerkung zu H Bossert und zum Buchumschlag: Der Protagonist kurvt mit dem Shiguli seiner Eltern durch Berlin - und der Stern 111 spielt ebenfalls eine wichtige, aber eine ganz andere Rolle! Also: der Umschlag passt, wie ich finde, sehr gut!