Michèle Ganser, geboren 1995 in Würselen, studierte von 2015 bis 2019 Kommunikations-Design an der FH Aachen. Nach dem Bachelor-Abschluss nahm sie im Oktober 2019 das Master-Studium „Gutenberg-Intermedia“ in Mainz mit den Schwerpunkten Illustration und Editorial Design auf.
Michèle Ganser illustriert den 1928 erschienenen Klassiker Einbahnstraße von Walter Benjamin eindrucksvoll detailreich und lädt zu einer besondere Entdeckungsreise dieses großen Denkers ein.
Flexcover mit Hochprägung, in zwei Sonderfarben gedruckt, 15,2 x 22,9 cm, 128 Seiten.
NR 172062 | 20,00 €
Walter Benjamin (1892–1940), geboren in Berlin, studierte Philosophie, deutsche Literatur und Psychologie. Zu Beginn der 1930er Jahre arbeitete er für den Rundfunk und publizierte. Die Machtübernahme der National-sozialisten zwang Benjamin, 1933 ins Exil zu gehen, 1939 wurde er in Frankreich interniert. Um seiner bevorstehenden Auslieferung an Deutschland zu entgehen, nahm er sich das Leben.
© Studio Joël Heinzelmann, Suhrkamp Verlag
"Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung nehmen."
- Walter Benjamin
Räuber am Weg
Das Benjamin-Magazin
Anlässlich des 80. Gedenktages von Walter Benjamin entwarf die Masterklasse des Studiengangs Gutenberg Intermedia (Hochschule Mainz) in Kooperation mit der Büchergilde Gutenberg zwanzig Gestaltungskonzepte zu seinem Werk Einbahnstraße. Alle Entwürfe und deren zugrundeliegende Konzepte finden sich gesammelt in diesem Magazin.
Broschur, durchgehend farbig gedruckt, 68 Seiten, Konzeption, Gestaltung und Satz von Anna Stähler.
NR 402110 | 12,00 €
22. September 2020
Unsere Züricher Partnerbuchhandlung Never Stop Reading begrüßte herzlich zum Büchergilde-Abend mit Präsentation der gerade erschienenen illustrierten Neuausgabe des Benjamin-Klassikers Einbahnstraße.
© Privat
Signiermoment nach der gelungenen Veranstaltung in Zürich: mit Illustratorin Michèle Ganser (re.) und Buchhändlerin Denise Zumbrunnen (li.), davor auf dem Tisch: das Benjamin-Magazin Räuber am Weg.
Das erste gemeinsame Projekt der Hochschule Mainz und der Büchergilde aus dem Jahr 2018:
Janne Holzmüller illustriert Max Frisch Fragebogen
Max Frisch fragt und fragt. Er stellt Fragen zu Themen wie Hoffnung, Humor und Heimat, zu Freundschaft, Ehe und Vatersein und natürlich auch zum Tod – fein sortiert in elf Fragebögen. Die Antworten jedoch überlässt er seinen Lesern. Und das macht dieses Buch so spannend.
Ausgabe Edition Büchergilde. Durchgefärbte und bedruckte Klappenbroschur, Dünndruckpapier, Buchgestaltung von Janne Holzmüller, 320 Seiten.
NR 170000 | 18,00 €
Aus: Einbahnstraße, Walter Benjamin
Von Isabella Caldart
„Glücklich sein heißt, ohne Schrecken seiner Selbst innewerden können.“ Einbahnstraße ist eines der ungewöhnlichsten Bücher Walter Benjamins. 1928 erschien das Werk als eine Sammlung von kurzen, aber hochphilosophischen Texten, Fragmenten und Aphorismen. Benjamin verarbeitet hier Eindrücke von seinen Reisen, von Museumsbesuchen, von Gesprächen. Kluge Gedanken, die in den vergangenen knapp hundert Jahren ihre Zeitlosigkeit bewiesen haben. Grund genug für die Büchergilde, dieses Buch neu aufzulegen.
Die Büchergilde setzt mit der illustrierten Neuausgabe des Benjamin-Klassikers auf den Nachwuchs: 20 Studierende der Hochschule Mainz, Studiengang Kommunikationsdesign, haben sich mit Einbahnstraße auseinandergesetzt und das Werk ganz eigen interpretiert und illustriert. Die detailreichen Bilder der Gewinnerin Michèle Ganser laden zur intensiven Beschäftigung mit dem klassischen Text ein. „Mit ihr flaniert man durch die Straßen. Das Verschachtelte von Walter Benjamin kommt zum Vorschein, es gibt viele versteckte Anspielungen, die sich wie eine Spurensuche gestalten“, so Cosima Schneider, Herstellungsleiterin bei der Büchergilde und verantwortlich für die Nachwuchsförderung.
Die Schrift Einbahnstraße von Walter Benjamin ist nach dem 2018 veröffentlichten Fragebogen von Max Frisch das zweite gemeinsame Projekt der Hochschule Mainz und der Büchergilde. Das Besondere an der Hochschule Mainz: Die Studiengänge sind sehr offen gehalten; es wird kein spezialisierender Master angeboten, sondern auf Vielfältigkeit und die Vernetztheit verschiedener Disziplinen und Berufsrichtungen geachtet. Zu den Säulen des Masterstudiums gehören Illustration, Editorial Design, Typografie und Werbung. „Es ist ein intermediales Projekt, bei dem Synergien geschaffen werden, anstatt verschiedene Module nebeneinanderlaufen zu lassen“, erläutert Monika Aichele, Professorin für Illustration und Zeichnen und Leiterin der Fachrichtung Kommunikationsdesign.
Doch noch vor den Illustrationen der Studierenden stand das Textverständnis. Um Einbahnstraße in all seiner Tiefe zu begreifen, arbeitete der Kurs eng mit der Literaturwissenschaftlerin Dr. Karen Knoll zusammen. „Wir haben den Text richtig auseinandergenommen. Karen Knoll hat uns die politischen Hintergründe erläutert, Vergleiche gezogen, all unsere Fragen beantwortet“, erzählt Aichele mit Begeisterung. „Die Leute lechzen geradezu nach der Durchdringung von Inhalten. Das passiert fast gar nicht mehr, weil sich alles darauf konzentriert, was die Technik vorgibt.“ In einem nächsten Schritt überlegten die Studierenden, wie Einbahnstraße illustriert werden könnte.
„Wir wollten den Text auf keinen Fall doppeln, also etwa die Straßen von Berlin, die beschrieben werden, auch zeichnen. Dadurch wird die Fantasie des Leses eingeschränkt. Unser Konzept war, ein Zweitwerk zu kreieren, das Benjamins Vorlage interpretiert oder für das sie als Inspiration dient."
Monika Aichele, Professorin für Illustration und Zeichnen / Leiterin der Fachrichtung Kommunikationsdesign, Hochschule Mainz
Der hohe Aufwand der Textinterpretation und anschließenden Illustration hat sich mehr als gelohnt. „Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, wünsche ich mir diese Kooperation sehr viel häufiger“, sagt Cosima Schneider begeistert. Unter den zwanzig Arbeiten der Studierenden überzeugten letztlich insbesondere die sachlichen und doch detailverliebten Illustrationen der 1995 geborenen Michèle Ganser das Team der Büchergilde Gutenberg. „Es ist ein bisschen wie Benjamins Text: Auf der oberflächlichen Ebene wirkt es leicht, ist es aber nicht.“ Entsprechend auch das Leitmotiv aus Einbahnstraße, das Michèle Ganser selbst wählte: „Keiner sieht weiter als in den Rücken des Vordermanns“ – um genau dies dann zu brechen.
„Walter Benjamin war der Gesellschaft gegenüber kritisch eingestellt. Seine Intention versteckt sich hinter umfangreichen Beschreibungen. Deswegen sind auch Michèle Gansers Bilder voller Details, eine spielerische Herangehensweise an diesen komplizierten Text. Michèle gelingt es gekonnt, kleine versteckte Elemente in den Illustrationen unterzubringen.“
Cosima Schneider, Herstellungsleiterin der Büchergilde
Bei aller Begeisterung für Gansers Illustrationen: Leicht fiel der Büchergilde die Wahl nicht, unter den zwanzig großartigen Interpretationen von Benjamins Einbahnstraße nur eine zu wählen, wie Schneider verrät. Deswegen entstand schließlich die Idee, neben Einbahnstraße mit Illustrationen von Michèle Ganser das begleitende 68-seitige Magazin Räuber am Weg zu produzieren, das auch die Vorschläge der anderen neunzehn KünstlerInnen zeigt.
Auch wenn die Kooperation mit dem Masterstudiengang der Hochschule Mainz erst vor zwei Jahren mit Max Frischs Fragebogen ihren Anfang nahm, so hat sich die Büchergilde traditionell der Nachwuchsförderung verschrieben. Etwa mit dem Gestalterpreis, der seit zwanzig Jahren biennal verliehen wird und zuletzt an Yannick Held ging, der Für eine schlechte Überraschung gut des finnischen Schriftstellers Arto Paasilinna illustrierte.
Stichwort Nachwuchsförderung: Wird es weitergehen mit der Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Mainz und der Büchergilde Gutenberg? In Mainz würde man sich freuen, und auch bei der Büchergilde kann man sich das gut vorstellen. Der Verlag sei aber auch offen für Kooperationen mit anderen Hochschulen. Wichtig ist und bleibt primär die Unterstützung junger Talente, „weil sie einen neuen Blick auf Texte, Buchgestaltung, Typografie und die Welt ermöglicht“. Man könne viel von ihnen lernen, wie Schneider betont. Die Nachwuchsförderung von GestalterInnen und IllustratorInnen bleibt auch in Zukunft ein Hauptaugenmerk der Büchergilde Gutenberg.